24. Mai – Zum Gedenktag der Slawenapostel „Hl. Kyrill und Method“

Der Großteil der slawischsprechenden Bevölkerung Europas und Asiens verdankt ihr Alphabet und ihre Kultur der Arbeit der Brüder Kyrill und Method aus Thessalonica, weshalb sie als Slawenapostel bezeichnet werden. Im 9. Jahrhundert erfanden sie das glagolitische Alphabet (Glagolica) und verbreiteten die Alphabetisierung und damit das Christentum unter den heidnischen Slawen. Heute verehren die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche beide Brüder, die in der orthodoxen Kirche sogar als Heilige mit dem Attribut apostelgleich verehrt werden.

Die slawischsprachigen Länder wie die Tschechische Republik, Slowakei, Bulgarien, Serbien und Russland feiern alljährlich den 24. Mai als Gedenktag für die enorm wichtige Arbeit der beiden Heiligen Brüdern. Dieser Gedenktag ist auch ein makedonischer Nationalfeiertag, an dem in Skopje, Ohrid und in anderen makedonischen Städten Auszeichnungen verliehen, kulturelle Veranstaltungen und Konzerte zu Ehren der beiden Heiligen Brüdern abgehalten werden.

Kyrill, der diesen Namen erst kurz vor seinem Tod (†14. Februar 869) annahm, hieß zuvor Konstantin, dessen Überreste in einer Schreinkapelle in der Basilika San Clemente in Rom aufbewahrt werden. Seit den 1960er Jahren besucht an diesem Tag eine hohe staatliche und kirchliche makedonische Delegation den Vatikan und hält an dessen Grab eine Messe, welches als Pilgerziel ausgebaut wurde.

Grab des Hl. Kyrill in der Basilika San Clemente in Rom, rechts: makedonische Gedenktafel in Makedonisch und Latein

Method starb am 6. April 885 in Nitra (Slowakei). Der Legende nach wurde er in einer großen mährischen Kirche begraben, dessen Grab jedoch bis heute nicht gefunden wurde.

In der Stadt Ellwangen in Baden-Württemberg wird der Gedenktag als Methodiustag gefeiert, in der Method im Jahr 870 festgenommen und auf Betreiben vom fränkischen König Ludwig dem Deutschen als Bischof abgesetzt, verurteilt und zweieinhalb Jahre inhaftiert wurde bis er auf Befehl des Papstes Johannes VIII. befreit und im Jahr 873 als Erzbischof der Diözese von Pannonien und Großmähren wieder eingesetzt wurde.

Deutsche Gedenktafel am Methodiusplatz mit folgender Inschrift:
VERURTEILUNG DES HL. METHODIUS 870. DURCH EIN
BISCHOFSGERICHT IN REGENSBURG UNTER KÖNIG LUDWIG
DEM DEUTSCHEN NACH DER ÜBERLIEFERUNG WURDE DER
SLAVENAPOSTEL IN ELLWANGEN GEFANGENGEHALTEN

Mit den ersten makedonischen Auswanderern in Deutschland in den 1970er Jahren wird die Stadt zum Gedenktag regelmässig auch von zahlreichen Makedonen sowohl aus dem Inland als auch aus den Nachbarländern besucht. Am 1. Juni 1996 ließ die damalige makedonische Regierung auf Ersuchen der makedonischen Vereine in Deutschland eine dreiteilige Gedenktafel errichten mit folgender Inschrift in Makedonisch und Deutsch:

IN VEREHRUNG UND EWIGER

DANKBARKEIT FÜR UNSEREN

AUFKLÄRER UND CHRISTLICHEN

MISSIONAR, DEN APOSTELGLEICHEN

HEILIGEN METHOD

VON DER REPUBLIK MAKEDONIEN

DEM MAKEDONISCHEN VOLK

UND DER MAKEDONISCH ORTHODOXEN KIRCHE

makedonische Gedenktafel zu Ehren des Hl. Method in Ellwangen

Zur Missionsarbeit der Slawenapostel

Die wichtigste Mission fand statt, als der Herzog Rastislav von Mähren (heutige Tschechische Republik) den oströmischen Kaiser Michael III. um politische Unabhängigkeit von der deutschen Herrschaft und um kirchliche Autonomie bat. Kyrill und Method übernahmen die Missionsaufgabe. Der byzantinische Kaiser sah kein Dilemma, Kyrill und Method für die Aufgabe auszuersehen mit den Worten „Ihr zwei seid aus Thessalonica und alle Thessalonicher sprechen rein slawisch“. Für diese Mission entwickelten Kyrill und Method das glagolitische Alphabet, das den Besonderheiten der slawischen Sprache entspricht. Dann übersetzten sie die Evangelien, den Psalter, die Briefe von Paulus und die liturgischen Bücher in die Sprache der makedonischen Slawen, die heute als Altkirchenslawisch bezeichnet wird und verfassten eine slawische Liturgie.

Nach ihrem Tod setzten ihre Schüler ihre Missionsarbeit und Tätigkeit unter anderen slawischen Völkern fort.  Einer von Ihnen, der Hl. Clemens von Ohrid (Sveti Kliment Ohridski) wird die Schaffung der kyrillischen Schrift im 10. Jahrhundert zugeschrieben, der die Schule von Ohrid leitete, diese Universität zählte als eine der ersten in ganz Europa.

Nach alten Chroniken wurde der Tag der heiligen Brüder bereits im 11. Jahrhundert kirchlich gefeiert. Der Gedenktag wurde erstmals in Makedonien am 11. Mai 1860 in der Kirche Hl. Mutter Gottes (Sv. Bogorodica) in Skopje begangen. 1880 führte Papst Leo XIII. den 14. Februar als ihren römisch-katholischen Gedenktag in den römischen Generalkalender ein. Am 31. Dezember 1980 wurden durch den Beschluss des Papstes Johannes Paul II. „Egregiae virtutis“ Kyrill und Method zusammen mit Benedikt von Nursia zu Schutzpatronen Europas ernannt. Der Grund zu ihrer Ernennung zu Schutzpatronen Europas ist ihr Bemühen um Ausgewogenheit. Auch weil sie für den Osten eine ähnliche Bedeutung hatten wie der heilige Benedikt für Westeuropa. Verschiedene wichtige Kirchenhistoriker sehen in den Slawenaposteln auch die Vorkämpfer der heutigen ökumenischen Bemühungen sowie der Bemühungen um die Aufnahme eines Dialogs zwischen Christen, Juden und Muslimen.

Gedenktafeln am Methodiusplatz Ellwangen