Vor dem Denkmal des Heiligen Methodius in Ellwangen

Anlässlich der Feierlichkeiten am 24. Mai – dem Tag der Slawenapostel, der heiligen Brüder Kyrill und Methodius – möchten wir die wissenschaftliche Arbeit von Prof. Dr. Gjorgji Lazarevski vorstellen, erschienen im Sammelband der internationalen wissenschaftlichen Konferenz „Die Vergangenheit der Sprachwelt – heute und morgen“, abgehalten am 15./16. November 2017 im Rahmen des „Tags der offenen Tür“ am Institut für Makedonische Sprache „Krste Misirkov“, Skopje, Republik Makedonien.

Die wissenschaftliche Arbeit „Vor dem Denkmal des Heiligen Methodius in Ellwangen“ von Prof. Dr. Gjorgji Lazarevski

Abstrakt: Die Arbeit präsentiert Inhalte über die Stadt Ellwangen in Deutschland, die Stadt, in der der Heilige Methodius mit seinen Schülern im fernen Jahr 870 inhaftiert wurde. Die Zeit, in der er sich im Gefängnis aufhielt, ist lange vorbei, jedoch hinterließ der Aufenthalt des Heiligen Methodius in Ellwangen unauslöschliche Spuren für die Menschheit und insbesondere für die Bürger dieser Stadt. Die Größe der Persönlichkeit und Werk des Heiligen Methodius zur Kenntnisnahme, haben die Bürger dieser Stadt, zum Zeichen der Erinnerung, eine Gedenktafel an einem Gebäude der Klosteranlage angebracht, in der der Heilige Methodius sich aufhielt. Die Gedenktafel ist direkt neben dem mit Gitter versehenem Fenster der Gefängniszelle platziert. Auf der Tafel kann man die Tatsache über seinen Aufenthalt in dieser Stadt vorfinden. Der Ort, an dem sich die Gedenktafel befindet, heißt „Methodius-Platz“ und die Straße, die zum Stadtzentrum führt neben dem Denkmal heißt „Methodius-Straße“. Die Bürger der Stadt Ellwangen wählten den Heiligen Methodius als deren Schutzpatron vor Stürmen und Naturkatastrophen. Am 1. Juni 1996 wurde, mit allen staatlichen und religiösen Ehren der Republik Makedonien, mit Genehmigung der deutschen Behörden eine Gedenktafel der Republik Makedonien errichtet. An der Gedenkstätte befindet sich auch eine Gedenktafel aus Bulgarien. Vor dem Denkmal des Heiligen Methodius in Ellwangen haben zahlreiche Dichter und Gelehrte aus Makedonien ihre literarischen Werken aufgeführt. Deutsche haben besonderen Respekt vor der Persönlichkeit und Wirken von diesem großen Slawen-Aufklärers und Apostelgleichen.

Die Stadt Ellwagen liegt im Süden Deutschlands im Bundesland Baden-Württemberg. Es liegt ca. 100 km von Stuttgart entfernt an dem Verkehrsweg Stuttgart – Nürnberg. Deren Koordinaten sind: 48 Grad und 58 Minuten nördlicher Breitengrad und 10 Grad und 8 Minuten östlicher Längengrad. Die Stadt liegt 440 Metern über dem Meeresspiegel. Den Daten zufolge betrug die Bevölkerung im Jahr 2011 24.600 Einwohner und die Fläche der Stadt beträgt 127,45 Quadratkilometer. Die Stadt Ellwangen erstreckt sich zu beiden Seiten des Flusses Jagst, der von Süden nach Norden fließt. Anfänglich begann Ellwangen sich im 7. Jahrhundert als deutsche Siedlung entlang der Deutsch-Französischen Grenze zu entwickeln. Im Jahr 764 gründeten der französische Adlige Hariolf und der Bischof von Langres auf dem Hügel der Siedlung das Benediktinerkloster. Das Kloster wird 814 in einer Urkunde Ludwigs des Frommen erwähnt. Das größte Wahrzeichen der Stadt ist ihr mittelalterliches Zentrum mit Kirchen, insbesondere der Basilika. Die Barockkirche Schönenberg ist ebenso bekannt wie das Schloss, das auf den nahen Hügeln liegt. Ellwangen unterhält Städtepartnerschaften mit der Stadt Langres in Frankreich und der Stadt Abbiategrasso (in der Nähe von Mailand) in Italien. Vom Zentrum der Stadt Ellwangen bis zum  „Methodius-Platz“ führt die „Methodius-Straße“, wo sich Teile der Klosteranlage befinden. In diesen Räumen soll der Legende nach im Jahr 870 der Heilige Methodius mit seinen Jüngern inhaftiert gewesen sein, die auf der Reise nach Mähren von Rom zurückkehrten. Er wurde vom Passauer Bischof Ermenrich festgenommen. Dem Urteil des Bischofsgericht in Regensburg nach soll hier der Slawenapostel Methodius festgehalten worden sein. Er wurde bis 873 inhaftiert. Nach der Intervention von Papst Johannes VIII. wurde er 873 freigelassen. Die im Gefängnis verbrachte Zeit war für die Gefangenen beschwerlich, hinterließ jedoch unauslöschliche Spuren im Leben der Bürger dieser Stadt. Eine lange Zeit verging, aber die Spuren erloschen nicht.

Gedenkstätte zu Ehren des Hl. Methodius in Ellwangen

An dieser Stelle, am Methodius-Platz in Ellwangen, wo wir uns seit vielen Jahren treffen, wandelte der Hl. Methodius, Wundertäter aus Thessalonica, der mit seinen Schülern beherzt das slawische Alphabet verbreitete. Das ist unsere lebendige kirchliche und nationale makedonische Geschichte. Nicht nur Makedonen, Serben, Bulgaren, Russen (oder andere slawischen Ursprungs) verneigten sich vor diesem Denkmal, im Gegenteil, die Gastgeber, die Bürger von Ellwangen, zeigten zuerst großen Respekt und verewigten seine Anwesenheit in Ellwangen mit großer Hochachtung.

Am Gebäude wurde von den deutschen Behörden eine Gedenktafel mit folgendem Inhalt angebracht:

VERURTEILUNG DES HL. METODIUS 870.
DURCH EIN BISCHOFSGERICHT IN REGENSBURG UNTER
KÖNIG LUDWIG DEM DEUTSCHEN NACH DER ÜBERLIEFERUNG
WURDE DER SLAVENAPOSTEL IN ELLWANGEN GEFANGENGEHALTEN

Gedenktafel zu Ehren des Heiligen Methodius in Ellwangen

Neben dieser Gedenktafel wurden zwei weitere Gedenktafeln aufgestellt: eine aus Bulgarien und eine aus Makedonien. Wenig später wurde eine dritte Gedenktafel aufgestellt. Am 1. Juni 1996 wurde eine Gedenktafel (dreiteilig, rechts neben der deutschen Tafel) mit folgendem Inhalt aufgestellt:

IN VEREHRUNG UND EWIGER

DANKBARKEIT FÜR UNSEREN

AUFKLÄRER UND CHRISTLICHEN

MISSIONAR, DEN APOSTELGLEICHEN

HEILIGEN METHOD

VON DER REPUBLIK MAKEDONIEN

DEM MAKEDONISCHEN VOLK

UND DER MAKEDONISCH ORTHODOXEN KIRCHE

Makedonische Gedenktafel zu Ehren des Heiligen Methodius (Sveti Metodij)

Derselbe Text unter der Tafel wurde (aus dem Makedonischen, Anmerkung d. Redaktion) ins Deutsche übersetzt.

In der Stadt Ellwangen und in den umliegenden Orten wie Aalen, Gaildorf und andere leben mehrere aus Makedonien stammende Familien. Eine Zeit lang hatten wir in den genannten Städten eine Schule für Zusatzunterricht in makedonischer Muttersprache. Der Unterricht wurde von folgenden Lehrern aus Makedonien geleitet: Trpko Matovski aus Tetovo, Joše Spaseski aus Kičevo und Gjorgji Lazarevski (von 1987 bis 1995) aus Bitola und anderen. Wie hätten wir neben dem Unterrichten mit den Schülern das Denkmal des Heiligen Methodius nicht bemerken und Ellwangen nicht besuchen können? Wie könnten wir nicht den „Tag unserer Aufklärer Kyrill und Method“ feiern? Wie konnten wir jahrelang dort gewesen sein und so getan haben, als würden wir nichts sehen und nur einzig und allein unseren Dienst nachgehen? Seitens der Eltern und aus Unkenntnis der historischen Fakten ist uns bei unseren Besuchen dieses Denkmals aufmerksam geworden, denn die Bulgaren ließen früher schon ihre eigene Gedenktafel in bulgarischer Sprache aufstellen. Die Jahre, in denen ich als Lehrer in Deutschland gearbeitet habe (1987–1995), waren geprägt von zahlreichen Ereignissen im Zusammenhang mit dem Zerfall des gemeinsamen Staates Jugoslawien und von vielen negativen Ereignissen im Zusammenhang mit der Nichtanerkennung der makedonischen Sprache, Nation, Kirche und wer weiß noch alles!

Welche Heuchelei wird trotz vieler Beweise für die Existenz des makedonischen Volkes, seiner Sprache und Kultur betrieben. Ich beabsichtige nicht, mit den Schöpfern zahlreicher Lügen und Unwahrheiten in Kontroversen einzutreten, aber ich werde nur einige Fakten präsentieren:

In der Zeitung „Makedonska Nacija“ vom 9. August 2017 habe ich den Artikel vom Autor Tihomir Karanfilov gelesen: „Ein makedonisches Wörterbuch aus dem 16. Jahrhundert“ (Un lexique macedonien du XVI Siecle) von den berühmten Slawisten Andre Vaillant und Ciro Giannelli, veröffentlicht im Jahr 1958. Dies sind einige Lieder, Wörter und Sätze aus der Alltagssprache der Menschen in Kostur/Kastoria, Ägäisches Makedonien, geschrieben von Protosingel Sylvester, der von Jerusalem nach Rom reiste und Makedonien durchquerte. Es ist eines der frühesten Manuskripte in reiner makedonischer Sprache. Mehr als 300 Wörter sind in griechischen Buchstaben geschrieben. Einige Wörter und Sätze sind seit Jahrhunderten unverändert geblieben. Die Texte aus diesem Wörterbuch zeigen die Stärke der makedonischen Sprache, die sich trotz aller Assimilationsversuche erhalten hat.

„Ein makedonisches Wörterbuch aus dem 16. Jahrhundert“ von den berühmten Slawisten Andre Vaillant und Ciro Giannelli, veröffentlicht im Jahr 1958

In der griechischen Zeitung „Nova Zora“ Ausgabe-Nr. 55 vom November 2014 auf S. 7 wurde ein Artikel veröffentlicht mit dem Titel: „Ach diese ungebildeten Amerikaner“. Der Artikel veröffentlichte einen statistischen Bericht über die Einwanderer, die 1899 in Amerika ankamen und über die Sprache, die die Einwanderer sprachen. Die Auswanderer aus Griechenland sprachen Griechisch oder Makedonisch, die Auswanderer aus Bulgarien Bulgarisch oder Makedonisch, die Auswanderer aus dem europäischen Teil der Türkei sprachen Makedonisch, Walachisch oder Hebräisch. Der Autor fragt: Wussten die Amerikaner nicht, dass die makedonische Sprache erst 50 Jahre später von Tito „künstlich geschaffen“ wurde? Ähnliches bemerkte der amerikanische Journalist Herbert Corey 1917, acht Monate nach der Schlacht von Kajmakčalan. Der Journalist veröffentlichte ein Familienfoto von einer Hochzeit im Dorf Dobroveni (einem der Dörfer unterhalb von Kajmakčalan). Unter anderem interessierte sich der Journalist auch für die Volkszugehörigkeit der Einwohner, um herauszufinden, ob es sich um Serben oder Bulgaren handelt. Er war überrascht von der trotzigen Antwort einer alten Frau, die ihm sagte: „Weder Bulgarin noch Serbin, ich bin Makedonin und ich bin kriegsmüde“ (Zeitschrift The National Geographic magazine, 1917).

National Geographic Magazine
Volume 31, Number 5, May 1917
On the Monastir Road by Herbert Corey

Makedonische Lehrer, treue Anhänger der Schöpfung von Kyrill und Methodius, als Erzieher in Deutschland für unsere Bürger, wurden wir, in dieser turbulenten Zeit für unser Land und unsere Nation, mit zahlreichen Versuchungen konfrontiert. Bei vielen Treffen, auf verschiedenen Ebenen in ganz Deutschland, wurden wir von griechischer Propaganda mit allen Mitteln attackiert. Ich muss zugeben, dass wir bei den deutschen Behörden an Ansehen und Respekt gewonnen haben, insbesondere im Bereich Bildung und Kommunalverwaltung. Sie waren immer auf unserer Seite, aber wir mussten uns mit Fakten beweisen, sowohl vor der deutschen Öffentlichkeit als auch vor allen Anwesenden auf dem Gebiet, wo wir unsere Schulen hatten, wie in den Städten Stuttgart, Esslingen, Leonberg, Ulm, Gaildorf, Aalen, Vaihingen an der Enz, Sindelfingen, Böblingen und in weiteren Orten.

Als beste Reaktion auf die Attacken hielten wir es damals für das Beste, den Gedenktag der allslawischen Aufklärer nach unserem Kalender, am 24. Mai zu feiern, aber es musste beim Bürgermeister von Ellwangen angemeldet und genehmigt werden. In unserem Programm, vor dem Denkmal des Heiligen Methodius war geplant, Gedichte auf Makedonisch und Deutsch vorzutragen, aber auch in anderen Sprachen wie Serbisch, Italienisch, Türkisch, Iranisch und andere. Da wir die Gedichte in unserer eigenen Sprache vor dem deutschen Publikum präsentieren wollten, haben wir es getan, indem wir die Gedichte präsentiert haben, außer in unserer Muttersprache Makedonisch und Deutsch. Diesbezüglich hat mir dabei besonders die Gedichtsammlung „Weiße Dämmerungen“ von Kočo Racin geholfen, in der die Lieder auch auf Deutsch übertragen worden sind. Der Stuttgarter Verein „Radnik i pjesnik u tučini“ war eine wichtige treibende Kraft für literarische Werke in allen Sprachen und deren Präsentation in der Öffentlichkeit. Jeder Dichter oder Schriftsteller ließ sein neues Buch durch diese Vereinigung fördern. Ich habe an vielen dieser Buchbewerbungen persönlich teilgenommen, und ich war ein Förderer von einigen von ihnen. Mitglieder dieser Vereinigung sind neben Serben auch Poeten, die aus Makedonien stammen und in Deutschland leben: Ljubomir Lozanovski, Vera Tančeva, Vasil Pecurovski, Kostadin Kostadinovski und andere.

Die Feier am 24. Mai – Tag der allslawischen Aufklärer – feierten wir normalerweise zwei Tage lang. Am ersten Tag, normalerweise am Samstagnachmittag, organisierten wir im makedonischen Verein „Vardar“ aus Sindelfingen ein Poesietreffen, an dem neben Dichtern aus Makedonien normalerweise Poeten serbischer, deutscher, iranischer, italienischer und anderer Nationalität teilnahmen. Am nächsten Tag hielten wir mit fast demselben Szenario Dichtertreffen vor der Gedenkstättel des Heiligen Methodius in Ellwangen. Der Bürgermeister von Ellwangen, ein Vertreter des Stuttgarter Konsulats und weitere prominente Persönlichkeiten waren obligatorisch eingeladen und regelmäßig anwesend. Im folgenden Jahr haben wir die Veranstaltung erweitert, indem wir eine Zusammenarbeit mit dem Schriftstellerverband Makedoniens und dem Festival und Poesieabende in Struga (Struški večeri na poezijata) aufgebaut haben. So luden wir wie immer Dichter aus Makedonien ein, die mit ihren Werken bei diesen poetischen Veranstaltungen in Sindelfingen und am nächsten Tag vor dem Denkmal des Heiligen Methodius in Ellwangen auftraten. Auf den Flügeln der Poeten,  haben uns die Mitglieder der einen oder anderen Vereinigung, immer in Nostalgie verfallen, für eine Stunde zu den Blumenfeldern und Wiesen deren Geburtsorts, zu den Weizenfeldern deren Heimat versetzen lassen, man hört das Rauschen des Baches, riecht die Nadelbäume, die Berge, die klaren Seen, die wunderschönen Felder und Täler…

Es erhöht Liebe und Redefreiheit und blickt in die Zukunft. Der Blick in die Zukunft führt uns dazu, Kontakte zu knüpfen, Gedanken auszutauschen und Brücken der Freundschaft und Zusammenarbeit zu bauen. Von diesem Gedanken geleitet wurde unter der Schirmherrschaft der makedonischen Vereine „Vardar“ aus Sindelfingen und „Makedonija“ aus Stuttgart und in Zusammenarbeit mit der „Makedonischen Wissenschaftlichen Gesellschaft“ (ehemals „Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst“, Anm. d. Red.) aus Bitola und den damals offiziellen jugoslawischen und deutschen Behörden in der Stadt Sindelfingen Poesietreffen organisiert, jedes Jahr im Mai seit dem Jahr 1989. Bei diesen Dichtertreffen war es üblich, dass ein oder zwei Dichter aus Makedonien dabei waren, die sich mit mehreren Gedichten auf Makedonisch und Deutsch präsentierten.

Neben Dichtern aus Makedonien traten bei diesen Poesieveranstaltungen auch Dichter aus Serbien und anderen jugoslawischen Regionen auf. Jedes poetische Ereignis begann mit dem Gedicht „T’ga za jug“ (Sehnsucht nach dem Süden) von Konstantin Miladinov, zunächst auf Makedonisch, dann auf Deutsch, das regelmäßig musikalisch untermalt wurde. Dann wurden die Dichter aus Makedonien vorgestellt. Diese poetischen Manifestationen wurden von mir und meinen geschätzten jüngeren Kollegen Joše Spaseski aus Kičevo geleitet. Kurz gesagt, durch diese poetischen Manifestationen präsentieren wir unsere Heimat, die Republik Makedonien, und die Struga Poesieabende. Neben den makedonischen Lehrern hatten wir bei diesen Veranstaltungen auch sehr solide Übersetzer, die simultan ins Deutsche übersetzten. Im Wesentlichen ist das Struga Poesie-Festival eine große poetische Bruderschaft, die am Ufer des Ohridsees stattfindet. Es spiegelt die hellen Wege wider, denen das Wort des Dichters und der Menschheit folgt. Sie ist offen für den kreativen und kulturellen Dialog, immer offen für die Zukunft des Menschen und der Welt, denn die Zukunft war und bleibt das einzige Ziel der Dichter und ihrer Poesie. Die Gewinner des „Goldenen Kranzes“ schaffen eine Art Anthologie zeitgenössischer Weltpoesie. An den Ufern des Ohridsees, also ab seiner Mündung in den Fluss Crni Drim, auf dessen Brücke sich Dichter aus aller Welt treffen, wurden zahlreiche Botschaften überbracht wie:

Gesang ist eine kulturelle Dimension des Glaubens für sich selbst und an sich selbst;

Der Dichter ist ein Missionar der Liebe, das Lied ist das verwundbarste Brot für den Menschen, nicht zu hungern, (ich würde hinzufügen) für einen schönen Gedanken, nicht andere zu leiden haben.

Bei unseren Poesieveranstaltungen in der Stadt Sindelfingen haben wir neben der Teilnahme von Lyrikern aus Makedonien die Person und Werk eines der Gewinner des „Goldenen Kranzes“ bei den Struga Poesieabenden obligatorisch vorgestellt. Von diesen Autoren lesen wir meist zwei Gedichte auf Deutsch und auf Makedonisch. Die Dichter wurden eigens zu diesem Anlass vorgestellt: Hans Magnus Enzensberger aus Deutschland, Janis Ritsos aus Griechenland, Miodrag Pavlovič aus Serbien, Blaže Koneski aus Makedonien, Pablo Neruda aus Chile, Nikita Stanescu aus Rumänien, Fazil Hysni Daglardza ​​aus der Türkei und viele andere. Die Lieder der Gewinner des „Goldenen Kranzes“ wurden von uns, den makedonischen Lehrern rezitiert und ihre Übertragungen ins Deutsche von Übersetzern oder anderen geeigneten Personen rezitiert.

Bei der Veranstaltung vor dem Denkmal des Hl. Methodius traten zahlreiche Dichter auf, sowohl Makedonen als auch Serben sowie viele andere. Alle zusammen mit gebührendem Respekt vor der Persönlichkeit und Werk des Hl. Methodius. Ich habe das Bedürfnis, die Tatsache zu betonen, dass die Deutschen auch einen besonderen Respekt vor der Größe und Wirken des Heiligen Methodius haben. Der Platz, auf dem sich das Denkmal befindet, ist nach dem Hl. Methodius benannt, und die Straße, die vom Stadtzentrum zu diesem Kulturdenkmal führt, trägt denselben Namen. Die Bürger der Stadt Ellwangen haben den Hl. Methodius zu ihren Schutzpatron ernannt.

Bei den poetischen Kundgebungen in der Stadt Sindelfingen und vor dem Denkmal des Hl. Methodius traten ab 1989 zahlreiche Dichter aus Makedonien auf, darunter waren Pero Milenkoski, Risto Jačev, Svetlana Hristova Jocič, Pande Manojlov, Vidoe Podgorec, Zorica Naumovska, Ksenija Kostova, Razme Kumbarovski, Mirče Klečkarovski und andere. Bei diesen Treffen ist der Auftritt unserer Dichter Neda und Alekso Lozanovski aus Kanada, ursprünglich aus Makedonien, unvergesslich. Ihr Auftritt vor diesem unvergesslichen Publikum war im Jahre 1994. Auch zahlreiche Wissenschaftler aus Bitola traten bei diesen Treffen auf: Prof. Dr. Trajko Ognenovski, Prof. Dr. Sotir Panovski, Dr. Simeon Cvetanovski, Ilija Aluševski, Gjorgji Tankovski, Tome Trajkovski und andere. Unter den Forschenden aus Deutschland, die am Denkmal des Hl. Methodius anwesend waren, sind zu nennen: Dr. Eberle, ein bekannter Historiker aus Ellwangen, Dr. Hans-Helmut Dieterich, Oberbürgermeister von Ellwangen, und Dr. Hans Bux, stellvertretender Bürgermeister von Ellwangen.

In der Geschäftsführung des makedonischen Vereins „Vardar“ aus Sindelfingen wurde ein eigener Vorstand „Freunde der Struga Poesieabende“ gebildet, der sich um die Gesamtorganisation der Veranstaltung kümmerte. Mitglieder dieses Gremiums waren neben den makedonischen Lehrern und Aktivisten des Vereins der serbische Dichter Relja Lukič – Vorsitzender des Vereins „Radnik i pjesnik u tučini“ aus Stuttgart. Es wurde eine Verknüpfung zur Zusammenarbeit mit dem poetischen Struga hergestellt. So waren im Jahr 1990 aus Deutschland als Teilnehmer an den Struga-Poesieabende folgende Dichter: Relja Lukic und Vera Tančeva (ein Serbe und eine Makedonin). Als Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen Makedonen und Lehrern anderer Nationalitäten (Deutsche, Serben, Kroaten, Türken, Italiener) entstand die Kindergedichtsammlung „Zvezdeni pateki“ (Auf dem Pfad der Sterne), die 1993 in Bitola gedruckt wurde mit einer Auflage von 1.000 Exemplaren. Neben den Gedichten in makedonischer Sprache präsentiert es auch Gedichte in serbischer, kroatischer, deutscher, italienischer und türkischer Sprache. Die meisten Exemplare dieses Buches haben wir in den Schulen, an denen wir gearbeitet haben, und den zahlreichen Einrichtungen in mehreren Städten in ganz Deutschland verteilt. Jedes Kindergedicht wird im Original mit einer Übersetzung in Makedonisch und Deutsch präsentiert. Die gesamte Kollektion ist in drei Teile gegliedert: „Poraki“ (Botschaften), „Zborot što cveta“ (Das Wort, das blüht) und „Mostovi“ (Brücken).

Der erste Teil „Poraki“ enthält Botschaften von Dr. Dimitar Bajaldžiev, damaliger Bildungsminister der Republik Makedonien, Vidoe Podgorec, Pande Manojlov, Vera Tančeva, von den Makedonisch-Lehrern Gjorgji Lazarevski und Joše Spaseski, Nizametin Asim (auf Türkisch) aus Bitola und Vera Tančeva. Jede Botschaft hat ihre eigene Schönheit. Im zweiten Teil dieser Sammlung „Zborot što cveta“ gibt es mehrere Arbeiten von drei Schülern in makedonischer Sprache mit einer Übersetzung ins Deutsche. Im dritten Teil „Mostovi“ sind Arbeiten von 41 Schülern in mehreren Sprachen zu sehen. 10 von ihnen sind serbische Schüler, und die Auswahl ihrer Arbeiten und das Korrekturlesen wurden von deren Serbisch-Lehrerin Danica Todorovič durchgeführt. Gedichte in anderen Sprachen wurden von renommierten Professoren auf ihrem Gebiet Korrektur gelesen. Als Lektoren bestimmter Gedichte sind bekannt: Petra Prigl auf Deutsch, Ana Picardi auf Italienisch, Ante Sabljak auf Kroatisch und Nizametin Asim auf Türkisch. Geblieben sind zahlreiche Erinnerungen an diese poetischen Begegnungen in Deutschland. Jedes Treffen hat für sich eine eigene Schönheit und Bedeutung.

Literarische Lesung vor dem Denkmal des Hl. Methodius in Ellwangen, Deutschland, Mai 1994

Literarische Lesung vor dem Denkmal des Hl. Methodius in Ellwangen, Deutschland, Mai 1994. Unter den Anwesenden waren der Botschafter der Republik Makedonien, Taško Teodosievski, die makedonischen Lehrer Gjorgji Lazarevski, Joše Spaseski, Nada Aleksoska, die Dichter aus Makedonien Vidoe Podgorec und Zorica Naumovska, Vele Aleksoski, Herausgeber der Zeitung „Makedonsko sonce“, von der „Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst“ aus Bitola die Professoren Dr. Sotir Panovski und Dr. Dr. Trajko Ognenovski und viele andere. Ich kann die Namen aller Teilnehmer dieser Poesietreffen nicht aufzählen, aber an einige von ihnen erinnere ich mich noch und werde sie nie vergessen. Besonders hervorzuheben ist die Teilnahme von Dichtern aus Stuttgart und anderen Städten in Deutschland: Relja Lukič, Milutin Alempijevič, Zdravko Dzekič, Radovan Lepanovič, Momir Delibašič, Božica – Boba Piperski, Milorad Milenkovič, Miodrag Milenkovič, Marija Jovanovič und andere. An diesen Treffen nahmen auch deutsche Dichter teil, wie zum Beispiel Ina Maria Schertel aus Rostock, die neben ihren Auftritten bei diesen Treffen eine ganz Makedonien gewidmete Gedichtsammlung mit dem Titel „Mohnblumen und Klöster“ verfasste. Aus dem Iran – Amini Ahmad und zahlreiche weitere Teilnehmer aus der Türkei und aus anderen Ländern der Welt. Geboren in Deutschland und nach der Herkunft ihrer Eltern – Italiener, die an diesen poetischen Treffen teilgenommen haben, sind zu nennen: Monica Scalmato, Brigina Maria und Emanuela Alfonso. Bei den Treffen hatten wir neben den Teilnehmern, die ihre Gedichte vortrugen, auch Gedichte von Poeten mit berühmten Namen wie Blažе Koneski, Desanka Maksimovič, Miroslav Antič und viele andere. Ihre Gedichte mit besonderen Wert und Gefühl wurden von der Lehrerin Milena Novakov aus der Vojvodina rezitiert. Die meisten der erwähnten Gedichte wurden von ruhiger Musik begleitet, die einen starken Eindruck bei den Zuhörern hinterließ. Jede poetische Manifestation war ein besonderer Feiertag der Poesie. Neben den Stammgästen war die Anwesenheit der offiziellen Vertreter des Generalkonsulats in Stuttgart (nach der Unabhängigkeit Makedoniens dann eines Vertreters der Botschaft der Republik Makedonien aus Bonn, später Berlin), des Konsuls für Bildung der Türkei Altan Arsli, Stammgäste waren Friedrich Fausten, Amini Ahmad und viele andere Prominente. Ich kann die schönen Verse von Desanka Maksimovič nicht vergessen, wenn sie spricht:

… dass mein Herz allen geschenkt werde, dass mir wieder vieles überlassen werde. („Frühlingslied“)

Kočo Racins Text im Lied „Pečal“ (Trauer) hat eine ähnliche Botschaft:

… Gibt es kein Herz, gibt es kein,

Herz- Herz aller Herzen,

Herz- weit an Weite,

Herz – tief an Tiefe-

die ganze Welt darin zu fassen

und noch zu klein für diese Brust?

(„Weiße Morgenröte“)

Zahlreiche Feierlichkeiten vor dem Denkmal des Hl. Methodius in Ellwangen wurden am 1. Juni 1996 mit einer Gedenktafel gekrönt. Anwesend bei dieser feierlichen Versammlung waren Sofija Todorova – Ministerin und bevollmächtigte Vertreterin des Premierminister Branko Crvenkovski, Srgjan Kerim – Botschafter der Republik Makedonien in Deutschland, Boro Mitrikjeski – Autor der Gedenktafel. Slave Nikolovski Katin – Vizepräsident der Kommission der Republik für Beziehungen zu Religionsgemeinschaften. Die Kirchendelegation wurde von Erzbischof Mihail und die Metropoliten Kyrill und Gorazd angeführt. Die Feier begann um 10 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst, abgehalten vom Oberhaupt der Makedonisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Mihael, im Beisein des Erzbischofs des Landes Baden-Württemberg und mit der Konzelebration der Erzbischöfen Kyrill und Gorazd und andere Geistliche in der Basilika der Klosteranlage in Ellwangen. Um 14 Uhr bereitete der Bürgermeister von Ellwangen, Dr. Hans-Helmut Dieterich ein festliches Mittagessen für die Delegation aus der Republik Makedonien. Oberbürgermeister Dieterich drückte in seiner Begrüßungsrede noch einmal seine Freude darüber aus, eine hochrangige Staatsdelegation aus einem befreundeten Land des Balkans zu empfangen, mit dem sein Land kulturell und wirtschaftlich hervorragend verbunden ist. Es ist ihm eine große Ehre Gastgeber zu sein und dass dieser heutige feierliche Akt (die Einweihung der Gedenktafel) eine Bestätigung und Erweiterung jener Bindungen sein wird, die seit Jahrhunderten gepflegt werden. Anschließend wurden entsprechende Geschenke zwischen Ministerin Sofia Todorova und Oberbürgermeister Hans-Helmut Dieterich ausgetauscht.

Die Erinnerungen verpflichten mich, sie festzuhalten, die wunderbaren Verbindungen und Beziehungen zwischen Makedonen und zahlreichen anderen Nationalitäten im befreundeten Deutschland nicht zu vergessen. Was ich auf diese wenigen Blätter Papier geschrieben habe, ist nur ein klein Teil dessen, was dort passierte, in der Stadt Stuttgart und den umliegenden Städten. Es ist so viel passiert:

Egal wie viel ich sage – es wird zu wenig sein!

Was ich auch schreibe – es wird nicht reichen!

Wie soll ich es beschreiben – es wird unvollständig sein!

Beziehungen können sich ändern, sich sogar verbessern, aber der Brückenbau der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Makedonen und Deutschen sowie anderen Völkern muss fortgesetzt werden. Brücken haben schon immer verbunden. Ohne sie werden wir in unsere Not und Ohnmacht begraben bleiben.

Über den Autor Prof. Gjorgji Lazarevski

Prof. Gjorgji Lazarevski

Geboren 1939 im Dorf Bač in der Region Bitola, absolvierte er die Grundschule in seinem Heimatdorf Bač. Es folgt die Lehrerschule, die Musikschule und die Pädagogische Akademie in Bitola, danach absolvierte er die Philosophische Fakultät in Skopje. Er arbeitete als Lehrer im Dorf Bač und dann als Pädagoge an der Grundschule „Goce Delčev“ in Bitola. Gjorgji Lazarevski arbeitete acht Jahre lang (1987-1995) als Lehrer für Zusatzunterricht in makedonischer Sprache und Kultur in Stuttgart und Sindelfingen, Bundesrepublik Deutschland, entsandt vom Bildungsministerium der Republik Makedonien. Nach seiner Rückkehr aus Deutschland kam er als Pädagoge an die Grundschule „Stiv Naumov“ in Bitola bis zu seinem Ruhestand. Mitglied der „Makedonischen Wissenschaftlichen Gesellschaft“, Bitola und Präsident der „Pelagonischen kulturwissenschaftlichen Tagungen“

Mit freundlicher Genehmigung des Instituts für Makedonische Sprache „Krste Misirkov“ – Skopje für die Wiederveröffentlichung des Artikels

Link zum Original-Artikel: http://imj.ukim.edu.mk/CMS/Upload/2017ZBORNIK.pdf

Sammelband der internationalen wissenschaftlichen Konferenz
„Die Vergangenheit der Sprachwelt – heute und morgen“,
Herausgeber: Institut für Makedonische Sprache „Krste Misirkov“, Skopje, Republik Makedonien – 2018