Aktivitäten der Makedonen in Berlin – Rückblick 1994/1995

Seminar „Makedonien – gestern, heute und morgen“

Am 9. September 1994 wurde anlässlich der Abhaltung des Referendums von 1991 für die Unabhängigkeit und Souveränität der Republik Makedonien das erste Seminar in Berlin abgehalten mit dem Titel „Makedonien – gestern, heute und morgen“. Die Organisatoren waren die makedonisch-orthodoxe Kirchengemeinde „Sveti Kliment Ohridski“ und der Journalist und Makedonien-Freund Matthias Dornfeldt aus Berlin. Das Seminar wurde im großen Saal des Schöneberger Rathauses abgehalten. An der Eröffnung nahmen zahlreiche Vertreter der Landesregierung, der Botschaften aus Russland, England, Bulgarien, der Türkei und Kroatien sowie Journalisten aus dem In- und Ausland teil.

An dem Seminar nahmen als Redner und Moderator teil: Dr. Srgjan Kerim, erster Botschafter der Republik Makedonien in der Bundesrepublik Deutschland, Matthias Dornfeldt und Jordan Boskov, Mitglied des ersten Mehrparteienparlaments in Makedonien. Botschafter Kerim begrüßte die Gäste und gab einen kurzen Überblick über die wichtigsten Daten in der Geschichte Makedoniens, die Teil der Kontinuität der makedonischen Staatlichkeit seien: Die erste Sitzung der ASNOM, die 1944 stattfand. All dies ist die Fortsetzung der makedonischen Staatlichkeit, verwoben mit einer festen Entschlossenheit der Bürger der Republik Makedonien, ein moderner, parlamentarischer und demokratischer Staat nach internationalen Rechtsnormen und -prinzipien zu werden. Die Republik Makedonien sei das jüngste Land auf dem Balkan und in Europa. Aber nach der historischen Erfahrung gehöre das makedonische Volk zu den europäischen Nationen mit einer langen und reichen Tradition, die von vielen Schwierigkeiten und Qualen durchdrungen sind und von einem unaufhörlichen Streben, ihre Identität zu bewahren. Die Republik Makedonien ist ein Land mit einer starken und entwickelten europäischen Zugehörigkeit. Nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien erlangte es ihre Souveränität und Staatlichkeit auf friedliche und legitime Weise. Am Krieg im ehemaligen Jugoslawien nahm es nicht teil. Es entschied sich für die volle Entwicklung einer Marktwirtschaft und einer parlamentarischen Demokratie. Eine auf den Grundsätzen der Zivilgesellschaft und der Rechtsstaatlichkeit basierende Verfassung wurde verabschiedet. Festgelegt und in der politischen Ordnung institutionalisiert, die Prinzipien der interethnischen und religiösen Toleranz und Verständigung. Die Rechte der in der Republik Makedonien lebenden Ethnien beruhen auf den Grundsätzen des Völkerrechts und der Völkerpraxis. Die zweifelsfrei auf Dauer bestehende Republik Makedonien ist die Europäisierung des Balkans, nicht die Balkanisierung Europas:

„Deshalb ist die Republik Makedonien für gute Nachbarschaft und uneingeschränkte Zusammenarbeit auf dem Balkan, für die Achtung der bestehenden Grenzen zwischen den Ländern und gegen die Eskalation von Konflikten in der Region“, sagte Botschafter Kerim in seiner Rede.

Der makedonische Botschafter Kerim hält seine Eröffnungsrede auf der Tribüne „Makedonien – gestern, heute und morgen“

Der Abgeordnete Jordan Boskov stellte besonders den dornigen Weg heraus, den die Republik Makedonien zur internationalen Anerkennung beschreitet, und betonte, dass der noch laufende Prozess nicht abgerundet sei und einen bitteren Beigeschmack habe aufgrund der einseitigen Änderung des Namens unseres Landes, hinzukommend der Vertrauensverlust der makedonischen Bevölkerung in die demokratischen Institutionen. In diesem Zusammenhang sagte Boskov, dass die Bürger Makedoniens große Hoffnungen in die zweiten regulären Parlamentswahlen setzten.

Matthias Dornfeldt betonte, dass die Wahrheit über Makedonien bekannt werden muss, weshalb dieses Seminar abgehalten werde, ebenso wie die Aufhebung des griechischen Embargos, das eingeführt wurde, um die makedonische Wirtschaft zu brechen und zu zerstören:

„Sechs Monate sind vergangen und Makedonien lebt immer noch und überlebt, und die griechischen Pläne für derartiges wurden nicht verwirklicht. Es ist eine Schande, dass Griechenland als Mitglied der Europäischen Gemeinschaft ein Embargo gegen Makedonien verhängt und es daran hindert, in internationale Institutionen aufgenommen zu werden“, sagte der deutsche Journalist.

In der ausführlichen Debatte wurden mehrere Fragen gestellt. Drei griechische Journalisten versuchten, die Redner zu provozieren und das Seminar zu unterminieren. Der Moderator Matthias Dornfeldt hatte rechtzeitig reagiert und die Diskussion weiter auf hohem Niveau fortgesetzt.

Im Rahmen des Seminars wurde eine Fotoausstellung über das Schicksal von Flüchtlingskindern aus dem ägäischen Teil Makedoniens eröffnet. Ebenso gab es eine Foto-Ausstellung von der Balkan-Kennerin und Expertin für makedonische Folklore-Trachten und Volkstänze, Eveline Krause. Auch großen Eindruck hinterließ der makedonische Künstler Petar Temelkovski mit dem Monodrama „So spricht Isidor Solunski“.

Das zweite Seminar für Makedonien, Berlin, 08.09.1995

Das zweite Seminar für Makedonien, das am 8. September 1995, diesmal in der Europäischen Akademie in Berlin-Grunewald, stattfand, trug zur Affirmation Makedoniens in Deutschland bei. Auch dieses Seminar wurde von der makedonisch-orthodoxen Kirchengemeinde „Sv. Kliment Ohridski“ und vom makedonische Klub „Goce Delcev“ aus Berlin zusammen mit dem Journalisten Matthias Dornfeldt organisiert. Auf beste Art und Weise haben die Makedonen in der deutschen Hauptstadt den vierten Jahrestag des Referendums für einen unabhängigen, eigenständigen und souveränen Staat – Republik Makedonien begangen.

An dem Seminar nahmen Diplomaten mehrerer Botschaften teil: China, Ägypten, Russland, Großbritannien, Slowakei, Tschechische Republik, Bulgarien, Kroatien, Schweden, Indonesien, Frankreich, Italien, Slowenien, Polen. Auch zahlreiche Journalisten, Politiker und Freunde Makedoniens nahmen an dem Seminar in Berlin teil.

In der Halle empfingen makedonische Jungen und Mädchen, gekleidet in Volkstrachten aus verschiedensten Teilen Makedoniens, mit Brot und Salz die Gäste, ganz auf die traditionelle makedonische Art, üblich zu solchen Anlässen.

Vor 200 Gästen eröffnete Matthias Dornfeldt das Seminar. Moderiert wurde das Seminar von Dr. Srgjan Kerim, Botschafter Makedoniens in der Bundesrepublik Deutschland, der auch Urheber des ersten Seminars war. Er sprach zum Thema „Republik Makedonien auf dem Weg nach Europa“. In einem kurzen Abriss zur Situation und Unabhängigkeit Makedoniens stellte er fest, dass Makedonien seine Souveränität auf friedlichem, demokratischem Weg erlangte, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen:

„Makedonien ist fest auf dem Weg der Integration in allen Bereichen Europas und mit der Hoffnung, Mitglied der Europäischen Gemeinschaft und der NATO zu werden“, sagte er

Des Weiteren betonte Kerim, dass das größte Hindernis auf dem Weg Makedoniens sein südlicher Nachbar Griechenland sei, der sich gegen die Integrationsprozesse Makedoniens stellt und den verfassungsmäßigen Namen der Republik abstreitet: Makedonien, das ist für die Makedonen ihr einziger und jahrhundertealter Name.

„Es ist bedauerlich, dass sich einige Länder um uns herum so verhalten, als wären wir im 18. oder 19. Jahrhundert. Das Schicksal unseres Landes ist Europa, und wir erwarten Hilfe von unserem Nachbarn Griechenland, damit wir uns leichter in dieses Europa integrieren können, und nicht damit sie mit einigen Ländern auf dem Balkan liebäugelt, in denen ethnische Säuberungen ihre Hauptbeschäftigung sind, Griechenlands Weg nach Europa führt durch Makedonien und Makedoniens Weg zum Meer führt durch Griechenland“, sagte Botschafter Kerim

„Deutsch-makedonische Beziehungen im 20. Jahrhundert“ war das Thema des Vortrags von Dr. Stefan Troebst vom Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, der vor zwei Jahren die KSZE-Mission in Makedonien begleitete. Er betonte die gute Zusammenarbeit im politischen, wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich, insbesondere in den Jahren nach der Unabhängigkeit:

„Die makedonisch-deutschen Beziehungen haben tiefere Wurzeln, als es ein aktueller Moment aufzeigen kann, so hat es sich in diesem 20. Jahrhundert oft gezeigt, und als Krönung von alledem ist das aktuelle deutsche Engagement, Makedonien finanziell zu helfen und für die Aufnahme Makedoniens in die europäischen Institutionen. Deutschland ist ein guter Freund Makedoniens und die Zusammenarbeit muss zum Wohle beider Länder vertieft und gestärkt werden“, sagte Dr. Troebst.

Dr. Wolf Oschlies, zweifelslos ein Freund Makedoniens, betonte in seinem Beitrag „Makedonien 1990-1995, eine Oase des Friedens“ die friedliche bilaterale Politik der Republik Makedonien. Positiv bewertete er die Bemühungen der Staatsführung, Konflikte und Probleme friedlich, im Dialog und nicht durch Waffengeschrei und Krieg zu lösen:

„Nur so wird Makedonien in der Lage sein, für seine Unabhängigkeit zu kämpfen“, betonte er.

Dr. Oschlies betonte die friedliche Außenpolitik der Republik Makedonien:

„Obwohl die Badinter-Kommission entschied, dass nur Makedonien und Slowenien die Bedingungen für eine Anerkennung erfüllten, tat Europa dies nicht. Europa hat unter dem Druck seines EU-Mitglieds Griechenland gegen seine Prinzipien entschieden. Makedonien hat es jedoch geschafft, internationale Anerkennung zu erlangen, und jetzt wird von Europa erwartet, dass es Makedonien und dem gastfreundlichen und ehrlichen makedonischen Volk hilft, Makedonien ist meine zweite Heimat.“

Am Ende des Seminars bereiteten die Organisatoren einen reichhaltigen Cocktail für die Teilnehmer vor und bedankten sich herzlich bei den Sponsoren dieses zweiten Seminars in Berlin, die da waren: Berliner Brauerei „Berliner Kindl“, „Global Fleisch“ aus Hamburg, Restaurant „Novo Skopje“, „Export-Import Mak-Wein“ aus Wuppertal, die makedonisch-orthodoxe Kirchengemeinde „Sv. Kliment Ohridski“ aus Berlin, und natürlich erwähnenswert ist das Engagement der makedonischen Frauen aus Berlin, die schöne Brote und Kuchen gebacken haben.

Die Tageszeitung aus Makedonien „Nova Makedonija“ kündigte sogar das zweite Seminar in einem Zeitungsartikel am 07.09.1995 an:

„Anlässlich des vierten Jahrestages der Ausrufung der unabhängigen und souveränen Republik Makedonien veranstaltet der makedonische Klub „Goce Delčev“ aus dieser Stadt zum zweiten Mal in der deutschen Hauptstadt Berlin ein „Seminar für Makedonien“.

Moderiert wird das Seminar von Dr. Srgjan Kerim, Botschafter der Republik Makedonien in der Bundesrepublik Deutschland, der als erster einführender Redner zum Thema „Republik Makedonien auf dem Weg nach Europa“ sprechen wird. Vorstellen werden anschließend ihre Referate Dr. Stefan Troebst vom Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, der vor zwei Jahren in der KSZE-Mission in Makedonien war, zum Thema „Deutsch-makedonische Beziehungen im 20. Jahrhundert“ und Dr. Wolf Oschlies zum Thema „Makedonien 1990-1995, eine Oase des Friedens“.

Zu dem Seminar werden etwa 150 Diplomaten, Politiker und Journalisten aus Berlin erwartet. Zu der Organisation der Veranstaltung gehört dazu der bekannte Journalist Matthias Dornfeldt, Lobbyist für Makedonien aus Berlin.

Das Seminar wird im Berliner Rathaus Schöneberg stattfinden, wo zuvor eine Fotoausstellung „Makedonien im Frühjahr 1995″ des bekannten deutschen Fotojournalisten Peter Grems eröffnet wird, der sich in der ersten Jahreshälfte in Makedonien aufhielt.“ – Kiro Kiproski (Berichterstatter/Journalist)

Zeitungsartikel über das zum zweiten Mal abgehaltene „Seminar für Makedonien“ in Berlin, in „Nova Makedonija“, Tageszeitung aus Makedonien, September 1995