Name des neueröffneten Kulturzentrum in Bitola ruft bei der jüdischen Gemeinde Makedoniens Entsetzen und Beleidigung hervor

Die jüdische Gemeinde und die Holocaust-Stiftung der Juden Makedoniens empfinden den Namen des neuen Kulturzentrum in Bitola mit Entsetzen als Beleidigung, das den Namen eines attestierten Faschisten und engen Kollaborateurs der Nationalsozialisten trägt.

Am 16. April 2022, „Schabbat“ und erster Tag des Pessach-Festes, ein Tag, an dem Juden auf der ganzen Welt die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei feiern, eröffneten feierlich höchste bulgarische Regierungsbeamte, darunter der Ministerpräsident Kiril Petkow, Vizepräsidentin Ilijana Jotowa, Außenministerin Teodora Gentschowska , die ehemalige Außenministerin Ekaterina Sachariewa und andere, das bulgarische Kulturzentrum „Vančo Mihajlov“, benannt nach einem nachgewiesenen Faschisten, Mitarbeiter von Pavelić, Mussolini und Adolf Hitler. Dieser Akt ist eine Beleidigung für die Juden und eine Bedrohung der Menschen- und Freiheitsrechte, eine Verletzung des demokratischen Charakters und der Werte des modernen Europas“, heißt es in der Erklärung der jüdischen Gemeinde und der Holocaust-Stiftung der Juden Makedoniens. Ihrer Meinung nach gefährdet dieser Akt den Multikulturalismus.

Ein klassisches Beispiel für Respektlosigkeit und Geschichtsverzerrung. Ein eklatanter Versuch der sogenannten „gemeinsamen Geschichte“, auf die Bulgarien beharrt, besteht darin, sich als Befreier darzustellen und nicht als faschistischer Besatzer, der 7.144 makedonische Juden oder 98 % der jüdischen Bevölkerung in das Konzentrationslager Treblinka deportiert hat. Ein Versuch, die Rolle Bulgariens im Holocaust und der Besetzung Makedoniens zu minimieren. Verdrehung der Tatsachen aus der europäischen und Weltgeschichte des Zweiten Weltkriegs. Ein Akt, der nicht im Sinne gutnachbarlicher Beziehungen zwischen Makedonien und Bulgarien sei“, heißt es weiter in der Erklärung.

Es wird weiter hinzugefügt, dass sie, die Erben der Holocaust-Überlebenden, solche Vorkommnisse nicht verschweigen und sofortige und unverzügliche Schritte fordern werden.

Als Erstes fordern sie, dass das makedonische Parlament die im Jahr 2017 von der jüdischen Gemeinde initiierte Änderungen des Strafgesetzbuchs verabschiedet, womit die Verbreitung von Antisemitismus, Leugnung und Verzerrung des Holocaust, die Verherrlichung von Faschismus und Nationalsozialismus und die Verwendung ihrer Symbole und Grüße in der Republik Makedonien per Gesetz unter Strafe gestellt werden.

Sie fordern ferner die Einleitung eines Verfahrens zur Rechtsfähigkeit von Kulturzentren und anderen Bürgervereinen, die Namen ausgewiesener Faschisten und ausgewiesener Kollaborateure der Nazis tragen.

Zu ihren Forderungen gehört, dass sich die Regierung der Republik Bulgarien für den Holocaust und für die Verbrechen ihrer Vorgänger im Zweiten Weltkrieg entschuldigt und dass die Europäische Union und das Europäische Parlament dieses Verhalten der Republik Bulgarien verurteilt.

Wir, die Juden der Republik Makedonien, neben vielen makedonischen Bürgern haben viele Freunde aus der Republik Bulgarien, mit denen wir als Nachbarn in Frieden und Wohlstand leben wollen. Die faschistische Vergangenheit Bulgariens unter Zar Boris III. und die verbleibenden nachweislichen Nazis an der Spitze des Zarenreich Bulgariens im Zweiten Weltkrieg dürfen dem Aufbau gutnachbarlicher Beziehungen auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt, Freundschaft und Vertrauen nicht im Wege stehen. Die Gegenwart darf kein Opfer der Geschichte sein, genauso wie die Zukunft kein Opfer der Wahrheit sein darf“, steht in der Erklärung der jüdischen Gemeinde und der Holocaust-Stiftung der Juden Makedoniens.