Im Rahmen des FUEN-Kongresses 2022 in Berlin trafen sich der Vorsitzende Robert Klenkoski und der stellvertretende Vorsitzende Goran Nikoski mit Frau Eugenia Natsoulidou und Herrn Nikolla Gjurgjaj, Vertretern makedonischer Minderheitenverbände aus der Hellenischen Republik und der Republik Albanien.
Sie erörterten die aktuelle Situation der ethnischen Makedonen in Griechenland und Albanien und über die Bewahrung der Kultur und Sprache der autochthonen, ethnischen makedonischen Minderheit in diesen Ländern.
Frau Natsoulidou, Vertreterin der „Makedonischen Bewegung zur Förderung der Muttersprache -Krste Misirkov“ teilte uns mit, dass sie Schulräume zum Erlernen der makedonischen Sprache von der Gemeinde Edessa (Voden) fordern, um Makedonisch-Unterricht zu organisieren.
Die bürgerliche, gemeinnützige Organisation „Krste Misirkov“ mit Sitz in Aridea (S’botsko) wurde 2018 als „Bewegung zur Förderung der Muttersprache“ gerichtlich registriert. Das Ziel dieser Bewegung ist es, Unterricht in der makedonischen Sprache zu organisieren, bei dem sie derzeit auf zahlreiche Hindernisse seitens der städtischen Behörden stoßen. Aus diesem Grund organisieren sie das Erlernen der Muttersprache entweder über Kurse im Internet oder in privaten Räumen.
Die makedonische Menschenrechtsaktivistin Natsoulidou sagt, dass, obwohl Griechenland im Prespa-Abkommen akzeptiert hat, dass es eine makedonische Nationalität und vor allem die makedonische Sprache gibt, der Beweis dafür, dass die Politik der Verleugnung und Diskriminierung der Makedonen in Griechenland weitergeht: nur 3 Tage nach ihrer offiziellen Registrierung erhielten sie ein Einschreiben mit dem Widerruf der NPO „Krste Misirkov“ in das Register der Kulturinstitutionen des Kulturministeriums. Das heißt, dies geschah als sie im Ministerium begriffen hatten, dass es sich um einen makedonischen Verein handelt, der diesen Begriff nicht nur in seiner geografischen Bedeutung verwendet.
Natsoulidou ist überzeugt, dass es keinen Begriff gibt, unter dem Makedonen einen Verein gründen und von den griechischen Behörden akzeptiert werden könnte. Sie sagt, der Grund sei klar: „Jede Vereinigung, die Vielfalt in ihren Statuten fördert – sprachliche, kulturelle, ethnische – würde eine Minderheit repräsentieren, die formal Rechte beanspruchen könnte, die durch internationale und europäische Vereinbarungen garantiert werden. Für Griechenland ist das ein unüberwindbares Tabu.“
Dass immer mehr junge Makedonen aktiv sind, nach ihren Wurzeln suchen, Freundschaften schließen, keine Vorurteile haben und Kultur gestalten und schaffen, sei besonders ermutigend, ergänzt Natsoulidou.
Am 1. Oktober wurde während des FUEN-Kongresses in Berlin mit einstimmigem Votum aller Vertreter der Mitgliedsorganisationen bei der Delegiertenversammlung der Verein „Krste Misirkov“ – Makedonische Bewegung zur Förderung der Muttersprache – als Fördermitglied der FUEN aufgenommen, zunächst ohne Stimmrecht. Bereits im Mai dieses Jahres hat diese Vereinigung einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt.
Der Präsident der Makedonischen Gesellschaft „Ilinden“ aus Tirana, Nikolla Gjurgjaj, weist darauf hin, dass sich ihre Organisation seit 12 Jahren für den Schutz der ethnischen, sprachlichen und kulturellen Identität der Makedonen in Albanien einsetzt.
Gjurgjajj stellt fest, dass, wenn ein Vergleich zwischen den Nachbarn der Republik Makedonien in Bezug auf die Achtung der Minderheitenrechte der Makedonen in den vier Nachbarländern angestellt wird, würde festgestellt, dass es sich tatsächlich um die Mitgliedstaaten der Europäischen Union handelt, die sie nicht respektieren, d.h. sie verletzen die Menschen- und die Minderheitenrechte ihrer Mitbürger der makedonischen Ethnie. Bulgarien und Griechenland weigern sich nämlich, makedonische Vereinigungen zu registrieren, die die makedonische Kultur und Sprache pflegen wollen. Bisher hat Bulgarien siebzehn Urteile wegen Menschenrechtsverletzungen vom Europäischen Gerichtshof in Straßburg erhalten. Ähnlich verhält es sich in Griechenland, das sich weiterhin weigert, makedonische Vereine zu registrieren, wie es bei der Vereinigung „Krste Petkov Misirkov“ aus Edessa/Voden der Fall war. Anders sieht es dagegen in Serbien und Albanien aus. Obwohl beide Länder nicht Mitglieder der Europäischen Union sind, genießt die makedonische Minderheit dort Minderheitenrechte.
Gjurgjaj fügt hinzu, dass die makedonische nationale Minderheit in der Republik Albanien mehrere Vereinigungen hat, jede von ihnen arbeitet nach ihren Programmen und gesetzten Zielen. Bekannt ist, dass die Vereinigung 2009 erschien ist und den Makedonen von Anfang an einen neuen Arbeitsstil und den Schutz der nationalen Identität und die Verbesserung der Rechte auferlegt hat: „Auch in den 12 Jahren des Wirkens versuchen wir, uns völlig zu engagieren, und werden auch weiterhin das Gleiche tun. Unsere ursprüngliche Absicht war es, die makedonische Tradition in Golo Brdo zu affirmieren, aber angesichts des Interesses der Makedonen aus Prespa, Vrbnik, Elbasan und Tirana haben wir das ursprüngliche Konzept aufgegeben und wurden zur Stimme der Makedonen in ganz Albanien.“
In Bezug auf die zunehmende bulgarische Propaganda in Albanien wies Gjurgjaj darauf hin, dass seit mehreren Jahren versucht wird, die makedonische Minderheit als bulgarisch darzustellen: „Die bulgarische Propaganda hat in Erwartung der Volkszählung in Albanien, die im Oktober stattfinden wird, zugenommen, und sie versucht auch mit allen Mitteln, eine Art bulgarische Minderheit zu schaffen, die es nicht gibt. In den Gebieten Golo Brdo, Mala Prespa, Gora und ganz Vrbnik gibt es keine bulgarische Minderheit. Sie bieten ihnen Pässe, Stipendien, Besuche in Bulgarien an. Nach dem EU-Beitritt Bulgariens nehmen Albaner bzw. albanische Staatsbürger aus wirtschaftlichen Gründen bulgarische Pässe an. Unsere Position ist klar, es gibt keine bulgarische Minderheit in der Republik Albanien, weil es keine deklarierten Bulgaren in allen Volkszählungen in Albanien jemals gab. Es gibt Dokumente, die belegen, dass ethnische Makedonen in den genannten Regionen lebten und leben“, sagt Gjurgjaj.
In den letzten Jahren waren die Makedonen in Albanien einer aggressiven Assimilationspolitik Bulgariens ausgesetzt. Diese bulgarische Politik vor Ort hat in den letzten Jahren mehrmals unter dem Schweigen Albaniens und mit dessen Hilfe stattgefunden, alles mit dem Ziel, zu verhindern, dass Albanien von Bulgarien daran gehindert wird, den Verhandlungsprozess für die EU-Mitgliedschaft zu beginnen.
Mit der Anerkennung einer nicht existierenden bulgarischen Minderheit im Jahr 2017, ohne irgendwelche Kriterien für die Existenz einer Minderheit zu erfüllen, erlag Albanien im letzten Moment den Drohungen Bulgariens, ein Veto gegen den Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen einzulegen.
Am 1. Oktober hat die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten im Rahmen des Kongresses auf ihrer Delegiertenversammlung einstimmig eine von der Makedonischen Gesellschaft „Ilinden“-Tirana vorgeschlagene Resolution zur Lage der makedonischen Minderheit nach dem parlamentarischen Beschluss zur Gebietsreform in Albanien angenommen. Alle 150 Delegierten, Vertreter von 103 Organisationen aus 35 Ländern in Europa, stimmten für die Resolution. Zweck der angenommenen Resolution ist die Verbesserung der Rechte der makedonischen nationalen Minderheit in der Republik Albanien und die Erhaltung der makedonischen Kultur in den von einer rein makedonischen Bevölkerung bewohnten Regionen Golo Brdo, Mala Prespa, Gora und Vrbnik.
In einer gemeinsamen Erklärung fordert der Zentralrat der Makedonen in Deutschland mit den anwesenden Vertretern der makedonischen Minderheiten aus der Hellenischen Republik und der Republik Albanien die Europäische Union und die internationale Gemeinschaft auf, das Recht auf ethnische und nationale Selbstbestimmung der makedonischen Minderheiten zu achten sowie das Recht auf Erlernen der makedonischen Muttersprache in der Hellenischen Republik und in der Republik Bulgarien und fordern die ethnischen Makedonen mit ihren Verbänden in Griechenland und Bulgarien auf, ihre Rechte unter Berufung auf Grund- und Menschenrechte einzufordern.