Podiumsgespräch zum Thema „Diversity und Partizipation in Wirtschaft und Politik“ mit Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz, MdB und Berliner Senatorin a.D., Dilek Kalayci

Der Verband der Migrantenwirtschaft (VMW) veranstaltete in der deutschen Hauptstadt Berlin ein Podiumsgespräch zum Thema „Diversity und Partizipation in Wirtschaft und Politik“, an dem rund 50 Gäste im BWK Berufsbildungszentrums im Bezirk Kreuzberg teilnahmen. Für den Zentralrat der Makedonen in Deutschland nahm an dieser Veranstaltung der stellvertretende Vorsitzende Goran Nikoloski teil.

In seiner Begrüßung betonte der VMW-Vorsitzende Nihat Sorgeç, dass Menschen in Deutschland mit einer Einwanderungsbiografie in nicht allzu langer Zeit für einen Anteil von dreißig Prozent an der Bevölkerung stehen werden. Er eröffnete die Gesprächsrunde mit der Frage, ob diese Menschen mit einer Einwanderungsbiografie auch in der Politik, in Verbänden, Kammern und der Wirtschaft entsprechend ihres Anteils repräsentiert sind und wie die Herausforderungen und ihre Chancen für die Karriere aussehen.

Gast der von Dilek Kalaycı (SPD) moderierten Talkrunde war Aydan Özoğuz (SPD), die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Özoğuz und Kalayci gaben beim Gespräch sehr persönliche Einblicke in ihre Karrierewege.

Zu Beginn ihrer Präsentation machte Kalaycı auf die Parallelen zwischen Özoğuz und ihrer eigenen Lebensgeschichte als zwei Frauen mit Migrationshintergrund aufmerksam, die in die Politik eintraten. Özoğuz, die Beispiele aus ihrem persönlichen Leben nennt, erklärte, dass es ein Vorteil sei, zweisprachig aufzuwachsen. Unter Hinweis darauf, dass es regionale Unterschiede in Bezug auf Beschäftigte mit Migrationshintergrund in öffentlichen Einrichtungen in Deutschland gebe, führte sie aus, dass z.B. die Hamburger Polizei frühzeitig ihre Türen für Jugendliche mit Migrationshintergrund geöffnet habe.

Die Bundestagsvizepräsidentin Özoğuz betonte, dass Migranten ermutigt und für die Arbeit im öffentlichen Dienst attraktiv gemacht werden sollten. Weiterhin erklärte sie, dass die Beschäftigung von Migranten in Privatunternehmen auch kommerzielle Vorteile bringen werde.

Özoğuz erwähnte, dass Deutschland zu spät zugegeben habe, dass es ein Einwanderungsland ist, nannte Beispiele aus Ihrer Familie, die in Amerika lebe, in der die Gesellschaft ihre Verwandten als US-Amerikaner akzeptiere. „In Deutschland waren wir zuerst Ausländer“, erzählt sie, „dann wurden wir Migranten. Wir haben uns darüber sogar gefreut, indem wir sagten, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben, indem wir einen Migrationshintergrund haben“. Wie Sie von der Gesellschaft akzeptiert werde, ist jedoch genauso wichtig wie Ihre Einstellung zu sich selbst. Özoğuz und Kalayci beantworteten später die Fragen der Teilnehmer. Gäste und Teilnehmer waren sich einig, dass der Anteil der in Deutschland lebenden Migranten im öffentlichen Dienst sich nicht wiederspiegele und es dort zu wenig Beschäftigte mit Migrationshintergrund gebe. Schließlich wurde nochmals betont, dass die Antidiskriminierungs- und Gleichstellungspolitik einen wichtigen Teil der Integrations- und Migrationspolitik darstelle, die versucht, Benachteiligungen zu verhindern.

Stellv. Vorsitzende des Zentralrats der Makedonen in Deutschland, Goran Nikoloski mit der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz
Dilek Kalayci, Berliner Senatorin a.D. mit Goran Nikoloski, stellv. Vorsitzende des Zentralrats der Makedonen in Deutschland

Aydan Özoğuz, geboren am 31. Mai 1967 in Hamburg, ist seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 2013 bis 2018 war sie Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und seit 2021 ist sie Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Sie war von 2011 bis 2017 eine der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD.

Dilek Kalayci, geboren am 7. Februar 1967 in Kelkit, Türkei, war Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Von 2004 bis 2018 war Kalayci Kreisvorsitzende der SPD Tempelhof-Schöneberg. Nach der Wahl zum Regierenden Bürgermeister von Berlin im Dezember 2014 wurde Kalayci als Bürgermeisterin von Berlin und damit Stellvertreterin des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller ernannt. Von 2016 bis 2021 war sie Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Derzeit ist sie stellvertretende Vorsitzende des Verband der Migrantenwirtschaft, Ethnische Unternehmer, Ausländische Arbeitgeber e.V.

Foto: Hüseyin İşlek