Der Vorstand des Zentralrats der Makedonen in Deutschland traf sich per Videokonferenz mit dem Bundestagsabgeordneten, Herrn Josip Juratovic
Der stellvertretende Vorsitzende Goran Nikoloski hat Herrn Juratovic den Zentralrat vorgestellt und deren Ziele und Zweck vorgebracht. Weiter führte Nikoloski aus, dass die Staaten des westlichen Balkans weiterhin erwarten der EU beitreten zu können, insbesondere die Republik Makedonien, deren EU-Kandidatenstatus seit 2005 besteht und auf Ihrem Weg dahin durch Blockadehaltungen seitens der EU-Mitgliedsstaaten Griechenland und Bulgarien gehindert wird. Auch als eine Lösung im sogenannten Namensstreit mit der hellenischen Regierung im Jahre 2019 gefunden wurde, werden abermals irrationale Forderungen an den makedonischen Staat, dieses Mal von bulgarischer Seite gestellt, womit der gesamte Berliner Prozess und die Kredibilität der Europäischen Union in Frage gestellt wird.
Juratovic hatte sich für Makedoniens NATO-Beitritt stak gemacht: „ Das Land habe längst bewiesen, dass es ein verlässlicher NATO-Partner ist.“ Was für Juratovic insbesondere wichtig ist in Bezug auf die EU-Erweiterung des gesamten Westbalkan: „Irgendwann muss auch Brüssel klare Ansagen machen, dass es willig ist, diese Staaten in die EU zu integrieren, das Versprechen von Thessaloniki tatsächlich auch umzusetzen. Aus meiner Sicht ist die momentane politische Lage in Mazedonien auch dadurch entstanden, dass das Land seit 2008 eine EU-Perspektive erwartet, darauf vorbereitet ist, und das Ganze, davor durch Griechenland und nun durch Bulgarien blockiert wird. Und da muss man sich ernsthaft Gedanken machen, ob man sich das als EU leisten kann. Es wäre wieder einmal das Signal, dass sich die EU nicht an ihr Versprechen hält und immer wieder neue Kriterien für die Eröffnung der EU-Beitrittsverhandlungen aufstellt. Dies führt zur völligen Verunsicherung in der ganzen Region und vor allem zur Entmutigung der Bevölkerung, irgendwann als Teil der Europäischen Union dazuzugehören.“
Juratovic betonte außerdem, dass die makedonische Regierung in den Verhandlungen selbstbewusster auftreten und die notwendigen Reformen in Richtung Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbekämpfung und Stärken der Justiz weiter vorantreiben muß.
Der Abgeordnete Juratovic sieht die Erweiterung der EU in Richtung des westlichen Balkans als Schritt zu mehr Stabilität und Frieden in Südosteuropa und somit als Gewinn für den gesamten Kontinent.
Josip Juratovic ist seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er kandidierte für die SPD im Wahlkreis Heilbronn und zog jeweils über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag ein. Für die SPD-Fraktion ist er zuständig für die Regionen Südosteuropa. Er ist außerdem Mitglied der Bundestagsdelegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Nach der Bundestagswahl 2021 wurde er von der SPD-Bundestagsfraktion als ordentliches Mitglied in den Ausschuss für Europäische Angelegenheiten entsandt, darüber hinaus ist er Vorsitzender der Parlamentariergruppe „Südosteuropa“ (Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Kosovo, Albanien und Makedonien) des Deutschen Bundestages. Von 2014 bis 2018 war er Integrationsbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion und ist derzeit Vizepräsident der Südosteuropa-Gesellschaft e.V. (SOG).
Herr Josip Juratovic wurde 1959 im kroatischen Koprivnica geboren und zog 1974 nach Deutschland. Während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren gründete er innerhalb der Gewerkschaft IG Metall die Organisation „Novi Most – Neue Brücke“, in der sich in Deutschland lebende Ex-Jugoslawen zusammenschlossen, um friedliche Wege aus dem Konflikt zu suchen.
Der Vorstand dankt Herrn Juratovic für dieses erste und äußerst wichtige Treffen.