Der stellvertretende Vorsitzende Goran Nikoloski und Referentin und Beiratsmitglied Simona Lupu trafen sich per Videokonferenz mit der Literaturübersetzerin Cornelia Marks.
Frau Marks. begrüßte die Initiative des Zentralrats zur Kontaktaufnahme und dem Ausloten von Möglichkeiten zur Zusammenarbeit im Bereich Kultur und Literatur.
Der Vorstand des Zentralrats der Makedonen in Deutschland dankt Frau Marks für das Treffen und wünscht ihr weiterhin viel Erfolg.
Cornelia Marks, geboren 1969 in Erfurt, trat vor allem als Übersetzerin in Erscheinung. Seit 1993 lebt sie in Halle an der Saale und studierte von 1994 bis 2000 Germanistik und Slawistik (u.a. mit Schwerpunkt Makedonistik) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bei Frau Dr. Gisela Havranek und Frau Dr. Angela Richter und erhielt ein Promotionsstipendium von der Hans-Böckler-Stiftung. Im Sommer 1995 sowie 1996 nahm sie noch als Slawistikstudentin am Internationalen Seminar für makedonische Sprache, Kultur und Literatur in Ohrid teil.
C. Marks war früher in verschiedenen Berufen tätig, so arbeitete sie als Bibliothekarin, Journalistin und Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache, und sie dolmetschte in der psychosozialen Beratung für Migrantinnen und Migranten. Sie unternahm zahlreiche Reisen in der Welt, so 1992 einen sechsmonatigen Indienaufenthalt, und Studienfahrten, so 1998/1999 ein Auslandssemester von sechs Monaten in der makedonischen Hauptstadt Skopje, an der dortigen Universität „Kiril i Metod“. Seit 2007 ist sie als freiberufliche Übersetzerin und Autorin tätig und seit 2013 leitet sie regelmäßig Workshops kreativen Schreibens für Kinder in Sachsen-Anhalt. Marks nahm an verschiedenen internationalen Poesiefestivals teil, so 2008 – 2011 in Bosnien und Herzegowina an den „Sarajevoer Poesietagen“. Während des Festivals „InterLese“ 2021 trat sie zusammen mit der makedonischen Schriftstellerin Biljana S. Crvenkovska mit Ihrem Bilderbuch „Stella Dark“ in einigen Grundschulen in Sachsen-Anhalt gemeinsam auf. In der Autorenlesung „Balkan trifft Sachsen-Anhalt“, eine Veranstaltung im Rahmen der 30. Literaturtage Sachsen-Anhalt 2021, präsentierte C. Marks eine bunte Auswahl Lyrik und Erzählungen v.a. aus Ex-Jugoslawien, die sie übersetzt hat, zu Gast war u.a. die makedonische Lyrikerin Snežana Stojčevska.
Neben ihrer Tätigkeit als freiberufliche Übersetzerin und Lektorin für die Sprachen Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Montenegrinisch und Makedonisch, ist sie auch als Nachdichterin und Schriftstellerin aktiv. Ihr eigenes Schreiben ist von einer für sie typischen Emotionalität geprägt. In ihren Texten, etwa im Romanprojekt „Regenspiegel“, spiegeln sich beispielsweise Kindheits- und Jugenderfahrungen in der endenden DDR, die Suche nach der eigenen Identität, das Problem der Fremdbestimmung, Orientierungslosigkeit und des Außenseitertums wider. Aber auch der Dialog mit anderen Kulturen sowie „ewige Themen“ wie Liebe und Tod prägen ihr Schreiben. Viele ihrer Texte erschienen in Zeitschriften und Anthologien, auch international. Einige ihrer Gedichte wurden in mehreren Sprachen übersetzt:
EIN SPIEGELKABINETT Das Leben erscheint mir oft surreal, wie in einem Spiegelkabinett: jedes Bild verzerrt. So empfinde ich es Auch hier, wo sich die Menschen nicht wundern. Manchmal frage ich mich, wie es ihnen bei uns erginge, bekämen sie ein Visum, um in unser Land zu reisen: Erschiene ihnen das Logische unlogisch, das Richtige falsch, der saubere Hof – so sauber, wie abgeleckt – absurd, unmenschlich? Vielleicht käme ihnen unser täglicher Stress seltsam vor, unser Hetzen von der Wohnung zur Arbeit und zurück, unsere Ehe mit dem Fernseher, (der sich ein und ausschalten lässt, wann du willst), unsere Einsamkeit beim Glas Wein, warum auch nicht, unsere Unfähigkeit, der Unbekannten in die Augen sehen, die uns im Vorübergehen zulächelt. Fremd sind wir, und nur wir. So fühlen wir uns nicht nur in Skopje – überall auf der Welt! Und ich – woher kommt dieses „ich“ – aus welchem Spiegelkabinett fiel jene Scherbe, die nach dem Himmel dürstet – fern von der Heimat, fern jeglicher Sehnsucht nach Heimat? Doch was heißt Heimat, wenn nicht das: Vom hohen Kale blicke ich über die Stadt (über jede Stadt der Welt) zu den fernen Gipfeln, und ich erwarte ein Meer – dort wo es kein Meer gibt! (Skopje, Winter 1998/1999) |
Übersetzungen aus dem Makedonischen:
– Zuhause. Eine Geschichte über das Verlieren und Finden von Heimat. Ein Kinderbuch mit Illustrationen von Vane Kosturanov, (Невидливата куќа, 2022) von Biljana S. Crvenkovska
– Stella Dark (Ѕвезда Мрак и суштествата од Страшкоград, 2019) von Biljana S. Crvenkovska
– schriftliches Gutachten zu „Freuds Schwester“ von Goce Smilevski für den Verlag
Matthes & Seitz Berlin, Übersetzung von Benjamin Langer
– schriftliches Gutachten zu „Der Geschmack der Pfirsiche“ von Vlada Urošević für den Verlag dtv München, Übersetzung von Benjamin Langer
– Übersetzungen und Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften von Gedichten (Auswahl) und Lyrik (Auswahl) mehrerer Autorinnen und Autoren, darunter Werke von Snežana Stojčevska und Mite Stefoski, Autor, Übersetzer und Direktor des Internationalen Lyrikfestivals in Struga 2014.
Eigene Homepage www.literarni-most.de